"Wohin mit Europa?"

EUD-Bericht über die Europäische Zukunftsdebatte in Potsdam am 15. Juni

15.06.2017, 16:40 Uhr
Quelle: EUD
Quelle: EUD

Großen Raum nahm in der Diskussion die europäischen Standards in den Bereichen Arbeit und Soziales ein. Das Publikum brachte viele persönliche Erfahrungsberichte ein, beispielsweise zur Frage der Vergleichbarkeit von Berufsabschüssen in Europa. Ein Teilnehmer regte an, sich bei der Anerkennung mehr vom Prinzip der Gleichwertigkeit als dem der Gleichheit der Abschüsse leiten zu lassen, um die Hürden für ...

... die Arbeit in einem anderen EU-Land zu verringern. „Wir haben von dem Bologna-Prozess profitiert“, berichtet Erik Ryll, Personalleiter bei Rolls-Royce. Die Vergleichbarkeit von Bachelor- und Master-Abschlüssen in Europa sei ein riesiger Vorteil, so Ryll. Mit Blick auf den aktuellen Fachkräftemangel in Brandenburg erinnerte die frühere Justiz- und Europaministerin Barbara Richstein daran, dass die Menschen nach dem EU-Beitritt Polens 2004 vehement gegen die Arbeitnehmerfreizügigkeit gewesen seien und daher in vielen Ländern Sperrfristen eingeführt wurden. „Viele kluge Köpfe sind an Brandenburg vorbeigezogen nach Skandinavien oder Großbritannien“, so Richstein.
 
Dass die sozialen Standards Ausdruck europäischer Werte sind, darin sind sich Publikum und Podiumsgäste einig. „Wir werden die Wertegemeinschaft nicht erhalten, wenn wir nicht gewisse Standards für alle garantieren können“, brachte es eine Teilnehmerin auf den Punkt. „Es kommt nicht zum Wettbewerb um die besten Köpfe, sondern zu einem Wettbewerb der Schlechterbezahlung“, sagt Astrid Hollmann, Vize-Vorsitzende des dbb beamtenbund und tarifunion. Was Europa dagegen tun könne, sei Mindeststandards festzulegen. Deutlich wird in der Debatte aber auch, dass die Verantwortung für ein funktionierendes System nicht allein in den Händen der Politik liegt. „Wir Gewerkschaften wünschen uns, dass sich die Menschen organisieren und mitmachen, wie auch die Politik sich wünscht, dass die Menschen im Land mitbestimmen“, sagte Astrid Hollmann. „Wenn man unzufrieden ist, sagt man oft „die da oben“ müssten etwas tun. Oft sind es aber wir da unten, die etwas ändern können“, so Hollmann. Auch der Unternehmensvertreter Erik Ryll sieht das so. „Nicht alles kann von der Politik geregelt werden. Wir alle sind in unseren Rollen gefragt“, so Ryll mit Blick auf die Verantwortung der Tarifpartner. „Organisieren Sie sich, ob in einer Partei oder einer Gewerkschaft“, legte daher auch Barbara Richstein dem Publikum ans Herz.

Reaktionen von Barbara Richstein im Netz, finden Sie hier.

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