Dank der Goethe-Oberschüler ein Stück Stadtgeschichte und das Leben von Günther Samuel erforscht

Erster Stolperstein in Trebbin

12.06.2013, 10:50 Uhr | Märkische Allgemeine / Margrit Hahn

LUCKENWALDE - Vier weitere Stolpersteine wurden gestern in Luckenwalde verlegt. Zum fünften Mal hatte der CDU-Stadtverband dazu eingeladen. Ein Stolperstein wurde in der Poststraße 13 in Gedenken an Gerhard Boche gesetzt, der im Alter von 23 Jahren zum Tode wegen „wehrkraftzersetzender Äußerungen“ verurteilt worden war.
 
Die CDU-Landtagsabgeordnete Barbara Richstein forderte die Anwesenden gestern auf, sich in stillem Gedenken vor dem Stolperstein zu verneigen, um an Gerhard Boche zu erinnern. „Damit ist die Mahnung an Unrecht, Willkür und Verbrechen verbunden, das in deutschem Namen von Nationalsozialisten auch hier in Luckenwalde begangen wurde“, sagte Richstein. 

Drei weitere Stolpersteine gibt es seit gestern in der Parkstraße 73. Dort wohnte Familie Rindenau. An dieser Stelle wird an Dora Rindenau und ihrer beider Kinder Berta und Philipp gedacht, die durch nationalsozialistische Verbrechen in den Tod geschickt wurden. Pfarrer Detlev Riemer, der vor wenigen Wochen in den Ruhestand verabschiedet wurde, befasst sich seit Jahren mit der Geschichte jüdischer Menschen in Luckenwalde. Für ihn ist das Haus in der Parkstraße 73 nicht nur geschichtlich von Bedeutung, sondern auch privat. Seine Mutter hat bis zu ihrem Tod vor wenigen Wochen in diesem Haus gewohnt.
 
Der Künstler Gunter Demnig berichtete, dass er in Kürze seinen 40 000. Stolperstein verlegen wird; ein Ende ist nicht abzusehen. „Die Steine gefallen nicht jedem. Ich habe in den 13 Jahren drei Morddrohungen erhalten“, so Demnig.
 
Besonders freute er sich über den Termin in Trebbin. Dort hatten sich Schüler der 10 b der Goethe-Oberschule Trebbin einen Stolperstein gewünscht. Sie und ihre Lehrerin Birgit Holland hatten sich mit dem Leben von Günther Samuel aus Trebbin befasst. Fast wäre aus der ersten Stolpersteinverlegung in Trebbin nichts geworden, weil sich die Stadtverordneten nicht entscheiden konnten, ob sie dem zustimmen sollten oder nicht. Um so größer war die Freude, dass es nun doch geklappt hat. „Wir haben es noch pünktlich zum Schuljahresende geschafft, um euer Werk zu würdigen“, sagte Bürgermeister Thomas Berger. „Ihr habt dafür gesorgt, dass ein wichtiges Stück Trebbiner Geschichte aufgearbeitet wurde“, fügte er hinzu. Die Arbeit der Schüler ist aber nicht nur ein Gewinn für die Goethe-Oberschule und die Stadt Trebbin. Vor drei Tagen erhielt Monika Lenz in Luckenwalde einen Brief von Lehrerin Birgit Holland.
 
Die Schüler hatten die Familiengeschichte von Günther Samuel akribisch unter die Lupe genommen und sind dabei auf Monika Lenz gestoßen. Sie ist die Enkelin von Günther Samuel. „Ich wusste es aus den Erzählungen meiner Oma.“ Da beide aber nicht verheiratet waren, war sie sich Monika Lenz unsicher. Jetzt weiß sie endlich, dass es stimmt, dank der Recherche der Trebbiner Schüler.