FALKENSEE - Das ist neu: Pfarrer Clemens Pullwitt blickt vom Altar aus nach links und schaut nicht auf eine Kirchenwand – vielmehr in die Gesichter von rund 50 Gemeindemitgliedern, die im neuen Anbau der Kirche einen Sitzplatz gefunden haben. Noch vor einer Woche hätten sie stehen müssen, denn das katholische Kirchenhaus an der Falkenseer Ringpromenade war für die stetig wachsende Gemeinde viel zu klein geworden. Jetzt ergänzt der runde Neubau die 77 Jahre alte Kirche – am Sonnabend wurde er mit einem Fest eingeweiht.
„Es heißt zwar: Platz ist in der kleinsten Hütte“, sagte Prälat Ronald Rother, der den Festgottesdienst leitete. Doch eine große Gemeinde soll auch groß feiern, fügte er hinzu. 2400 Mitglieder zählt St. Konrad von Parzham mittlerweile. Zu besonderen Anlässen wie Kommunion, Firmung oder Ostern mussten schon mal Bierbänke vor die Kirche gestellt werden – in der Hoffnung, dass es nicht regnet.
Das ist nun anders: Das Dach des Anbaus bietet Schutz, nicht nur beim Gottesdienst, auch bei den Proben des Kinderchores oder den Treffen des Seniorenkreises. Alle Gruppen der Gemeinde können künftig den neuen Pfarrsaal nutzen. Gleich daneben gibt es eine kleine Küche, zwei Räume weiter hat Clemens Pullwitt sein Büro. In der oberen Etage des Neubaus wird der Pfarrer wohnen. „Ich finde es schön, nah an der Kirche und im Herzen der Gemeinde zu sein“, sagte er – und zeigte sich zugleich erleichtert, dass nach einem Jahr Bauphase nun wieder ein wenig Ruhe einkehrt.
Um den Anbau war in der Gemeinde lange gerungen worden, einige Mitglieder hatten sich für ein noch größeres Gemeindezentrum ausgesprochen und gar den Abriss der alten Kirche erwogen. Umso erfreuter war Pfarrer Pullwitt, als er auf dem Einweihungsfest neben den Befürwortern auch Skeptiker entdeckte. „Ich hoffe, dass wir nun alle gemeinsam das neue Gemeindezentrum mit Leben füllen werden.“
Am Sonnabend ist das schon gelungen. Den ganzen Nachmittag über wuselten Kinder durch die neuen Räume, während ihre Eltern im Garten Kuchen aßen – oder sich von den Architekten Benjamin und David Seidl den Anbau zeigen ließen. Immer wieder klopften Besucher den Brüdern auf die Schulter. „Wir sind froh, dass unser Konzept, jetzt wo es umgesetzt ist, so gut ankommt“, sagte Benjamin Seidl, der mit seinem Bruder noch während der Bauphase auf Wünsche der Gemeinde eingegangen war. So trennt Kirche und Foyer nun zum Beispiel keine Stufe. Trotz der Änderungen konnten die Planer nicht nur die angesetzte Bauzeit, sondern auch das Budget von 818 000 Euro einhalten.
Den Segen bekamen die Kirche Sankt Konrad und ihr Anbau nicht nur von Prälat Rother, der im Pfarrsaal Weihwasser spritze. Auch Falkensees Bürgermeister Heiko Müller gratulierte der Gemeinde im Namen der Stadt. „Der Bau passt zu Falkensee“, sagte er. „Hier wie da wächst Altes und Neues zusammen.“ Das sah auch Barbara Richstein so. Die CDU-Landtagsabgeordnete ist nicht nur Mitglied der Gemeinde, sondern wohnt auch direkt neben der Kirche. „Die Räume sind hell, offen und einladend“, sagte sie. „So wie die Gemeinde.“ Und deren Mitgliederzahl kann nun noch weiter wachsen – Platz ist da.