"Krieg nur Wahnsinn" | Rund 40 Menschen aller Generationen bei zentralem Gedenken zum Volkstrauertag

20.11.2006, 16:04 Uhr

KREMEN "Warum begreift die Menschheit nicht, dass Krieg nur Wahnsinn ist?" Diese Frage eines Kindes, das von der Sehnsucht nach seinem getöteten Vater erfüllt ist, wurde am Sonnabend bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Landkreises Oberhavel zum Volkstrauertag rezitiert. An diesem Tag wird in Deutschland der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht.

Rund 40 Teilnehmer waren zu der Stelle auf dem Kremmener Friedhof gekommen, an der rund 45 Soldaten begraben liegen. Unter den Besuchern waren junge Leute aus den Jugendclubs der Stadt. "Wir diskutieren häufig über Krieg", erklärte die Kremmener Jugendkoordinatorin, Marlies Wendland. Sie wies darauf hin, dass manche in den beiden Weltkriegen gefallenen Soldaten zum Zeitpunkt ihres Todes jünger als die Besucher der Jugendclubs gewesen seien.

In Kremmen wurde am Sonnabend an ein friedvolles Miteinander der Menschen weltweit und gegen eine Verklärung der deutschen Geschichte appelliert. Bei der Gedenkveranstaltung legten Vertreter des Landkreises, von Oberhaveler Städten und Gemeinden, des Kreisverbands des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Reservistenkameradschaft "Roter Adler" Lehnitz und des Schutzbereichs Oberhavel sowie des Polizeipräsidiums Potsdam Kränze nieder.

Mit Blick auf den Aufruf von Neonazis zu einem so genannten Heldengedenken im brandenburgischen Halbe betonte der evangelische Pfarrer Thomas Triebler, dass der Volkstrauertag gerade dies nicht sei. "Es ist ein Tag der Mahnung zum Frieden", sagte er. Frieden bedeute nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern beispielsweise auch, den Menschen Hoffnung und Chancen zu geben. Frieden sei im Kleinen möglich: So leisteten etwa Konfliktlotsen an Schulen einen wichtigen Beitrag für ein gutes Miteinander.

Die Landtagsabgeordnete Barbara Richstein (CDU) betonte, dass der Nationalsozialismus in Deutschland von den Menschen gemeinsam aufgearbeitet werden müsse. Auschwitz sei zu einem "Inbegriff unmenschlichen Leidens" geworden - in Oranienburg sei mit dem ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen die Erinnerung daran allgegenwärtig. Richstein appellierte an junge Menschen, das Gespräch mit Zeitzeugen zu suchen. "Wir können die Zukunft gewinnen, wenn wir die Erinnerung wach halten", sagte sie.

Der Vize-Landrat und Vorsitzende des Kreisverbands des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Michael Ney (CDU), betonte, dass Kriegsgräber Orte der Trauer und "Friedensmahnmale über Generationen hinweg" seien. In Erinnerung an die getöteten Soldaten sagte Ney: "Wer dieses Andenken missbraucht, verrät diese Menschen ein zweites Mal."

Ungeachtet dessen legte die rechtsextreme NPD Oberhavel einen eigenen Kranz auf dem Friedhof nieder.