SOZIALES: Konkurrenzdenken hinderlich

Kummertagung der Tagesmütter in Falkensee zeigte, wie nötig eine Zusammenarbeit ist

09.03.2009, 10:28 Uhr

FALKENSEE. Wie schwer es ist, eine große Interessengruppe zu vereinen, zeigte sich bei einer Versammlung von Tagesmüttern am Sonnabend im Falkenseer Rathaussaal. Eingeladen hatte der Verein Kinderbetreuung Havelland, der sich unter Federführung des Wustermarker Ehepaares Angelika und Frank Schaum seit 2005 für die Tagespflege engagiert. Bei der „Kummertagung“ ging es vor allem um die notwendige Vernetzung der Tagesmütter, die bisher als Einzelkämpfer agieren.

Die etwa 40 Betreuerinnen – vorwiegend aus Falkensee – nutzten das Treffen vor allem, um ihre Probleme zu schildern. Diese reichten von der Krankenversicherung bis zur Aufwandsentschädigung, für die der Landkreis aufkommt. Dass sich diese innerhalb des Landes Brandenburg stark unterscheidet, ärgerte die Anwesenden. „Das ist eine große Schweinerei. Dabei geht die Lust an der Arbeit verloren“, sagte eine Tagesmutter, die feststellte, dass ihre Tätigkeit beispielsweise in der Uckermark wesentlich besser bezahlt wird. Die Tagesmütter räumten zudem ein, auch Schichtkinder außerhalb der normalen Bürozeiten und über Nacht betreuen zu wollen. „Zu den aktuellen Konditionen bin ich dazu aber nicht bereit“, sagte eine Frau entschieden.

„Ich bin voll auf Ihrer Seite und finde, dass man dafür finanzielle Anreize schaffen muss“, sagte die Landtags- und Kreistagsabgeordnete Barbara Richstein (CDU) dazu. Deswegen hätte der Landkreis beschlossen, die Aufwandsentschädigung im März 2009 um acht Prozent zu erhöhen. Das müsse aber im Jugendhilfeausschuss noch weiter diskutiert werden.

Leider war keiner der zuständigen Vertreter vom Landkreis in den Rathaussaal gekommen. Die Falkenseer Schulamtsleiterin Margot Reeck konnte nur erklären, dass die Stadt „Lohnbüro“ der Tagesmütter sei, um Inhaltliches kümmere sich der Landkreis. Auch sie wünsche sich, dass Tagespflegepersonen, die ein besonderes Angebot machen, dafür honoriert werden. Um das zu erreichen, sei eine bessere Form der Zusammenarbeit und die Vernetzung von Tagesmüttern, Landkreis und Kommunen notwendig. Ein legitimierter Ansprechpartner wie beispielsweise ein freier Träger würde Vieles vereinfachen.

Den empfahl auch Tagesmutter Gabriele Käpnick, die sich in Potsdam-Mittelmark schon längst mit 200 Kolleginnen arrangiert hat. „Werfen Sie das Konkurrenzdenken über Bord! Sie müssen zusammenhalten, sonst haben Sie keine Chance, vor Behörden aufzutreten“, lauteten ihre Ermahnungen, die sie vehement wiederholte. „Wenn Sie so weitermachen, bleiben Sie da, wo sie jetzt sind. Sie müssen sich in die politischen Gremien wählen lassen“, sagte Gabriele Käpnick und riet zur schnellen Wahl eines Vertreters für jede Kommune im Havelland, der gleichzeitig Verbindung zum Verein hält. Ihre Erfahrung beim Aufbau solcher Strukturen gäbe sie gern an die Havelländer weiter. Denn sie stehen, wie Frank Schaum treffend resümierte, erst am Anfang.