Barbara Richstein | Mitglied des Landtages Brandenburg
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09.02.2009, 11:00 Uhr
LANDTAGSWAHL: Operation Havelland
Parteien lassen ihre Spitzenkräfte im gesamten Landkreis um Direktmandate kämpfen
HAVELLAND - Die Parteien drücken aufs Tempo. 231 Tage vor der Landtagswahl sind die meisten Kandidaten nominiert oder wenigstens in Stellung gebracht. Um die drei Wahlkreise im Havelland streiten vor allem SPD und CDU. Wer als Politiker dieser Parteien einen „sicheren“ Wahlkreis besitzt und auf der Liste abgesichert ist, dem ist der Einzug in den Landtag kaum zu nehmen. Doch die Konkurrenz ist hartnäckig, kampferprobt und prominent. Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer hatte schon im Oktober 2007 angekündigt, dass er einen Wahlkreis im Havelland anstrebt. Speer will Falkensee, Dallgow-Döberitz und Schönwalde-Glien für die SPD zurückerobern. Er ist in Falkensee aufgewachsen, hat dort sein Abitur gemacht. Vorsichtshalber hat sich Speer zum Chef des SPD-Ortsvereins wählen lassen. Ohne Basisarbeit kein Vertrauen, ohne Vertrauen keine Wähler. Das weiß auch Unionskandidatin Barbara Richstein – Speers ärgste Kontrahentin. Die Ex-Justizministerin holte 2004 das Direktmandat und fegte SPD-Statthalter Heiko Müller vom Platz.

Vor Rainer Speer hat Barbara Richstein keine Angst. Sie sitzt seit zehn Jahren im Landtag. „Ich bin hier heimisch, und die Menschen haben mir bereits einmal ihr Vertrauen geschenkt“, gibt sich Richstein optimistisch. Dem Potsdamer Speer wünscht sie viel Glück. „Er wird es brauchen.“

Ohne Risiken ist der Urnengang der Havelländer auch für Andrea Johlige nicht. Die Dallgowerin tritt für die Linkspartei in den Ring, die der SPD seit 2004 auf den Fersen ist. Gegen Speer zu gewinnen, dürfte für die zumindest in Falkensee politisch unbekannte Johlige allerdings schwer werden.

Da hat der Rathenower Christian Görke weitaus bessere Chancen. Der parlamentarische Geschäftsführer der Linken im Landtag und Vize-Chef der Kreistagsfraktion will im Westhavelland sein Direktmandat verteidigen, das er 2004 mit 15 Prozent Vorsprung gewann. Für die CDU kandidiert erneut Dieter Dombrowski. Auch er ist ein Profi im Politikgeschäft. Seit fast 20 Jahren macht der Bahnitzer Kommunalpolitik im Havelland. An Popularität gewann der CDU-Kreischef, als er unlängst neuer Generalsekretär seiner Partei wurde.

Mit Görke und Dombrowski kämpft auch Ex-SPD-Bundesgeschäftsführer Martin Gorholt um ein Direktmandat. Die SPD hatte den Wahlkreis im Westhavelland 2004 an die damalige PDS (heute Linkspartei) verloren. Nun planen die Sozialdemokraten mit Gorholt ein Comeback. „Das ist ein schwieriger, aber auch sehr interessanter Wahlkreis“, äußerte Gorholt jüngst. Der frühere Bildungsstaatsekretär rechnet mit Rückenwind von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der im Westhavelland seinen Bundestagswahlkreis hat. Christian Görke sieht den Antritt von Gorholt skeptisch. „Bisher war sein Engagement in der Region eher kontraproduktiv.“ Dass sich der Potsdamer in Rathenow jetzt eine Zweitwohnung nehmen will, reiche nicht aus, um sich für die Interessen der Westhavelländer einzusetzen.

Auch die FDP zieht wieder in den Wahlkampf. Kreischef Torsten Bathmann, den die Liberalen zu ihrem Spitzenkandidaten im Westhavelland kürten, wird es jedoch nicht leicht haben, sich gegen die Schwergewichte Dombrowski, Görke und Gorholt zu behaupten. Zumal es Bathmann erst im zweiten Anlauf schaffte, überhaupt im Havelland antreten zu dürfen. Im Landtag war die FDP zuletzt von 1990 bis 1994 vertreten. Genau wie die Grünen, deren Ziel Dietmar Strehl aus Falkensee so formuliert: „Wir wollen wieder in den Landtag einziehen.“ Ihre Spitzenkräfte für die drei Wahlkreise im Havelland nominiert die Öko-Partei am 19. März.

Interessant ist die Kandidaten-Konstellation auch in Brieselang, Wustermark, Nauen, Ketzin, Friesack und Nennhausen. Mit Landesbauernpräsident Udo Folgart will die SPD auch dort vom Promi-Effekt profitieren. Wobei der Havelländer schon 2004 das Direktmandat für die SPD gewann. Auf Augenhöhe muss Folgart mit dem Christdemokraten Michael Koch konkurrieren. Der Brieselanger ist Fraktionsvize seiner Partei im Kreistag, kommunalpolitisch erfahren und engagiert. Koch sieht „als glaubwürdige personelle Alternative“ gute Chancen für sich. Die Leistungsbilanz von Folgart schätzt er dagegen als „überschaubar“ ein. „Mir ist klar, dass er durch seine Verbandstätigkeit stark beansprucht ist“, sagt Koch. Wenn er jedoch nüchtern zusammenrechne, welche Initiativen von dem Landtagsabgeordneten ausgegangen seien, so falle ihm nicht viel ein. „Ich habe mich immer für die Landwirte stark gemacht“, kontert Folgart, der seinen Bekanntheitsgrad als Bonus anführt. Für die Linken ist unter anderem Tobias Bank aus Wustermark im Gespräch. Für die FDP hofft der Ketziner Erhard Zeine auf die Wählergunst. Sein Parteifreund Olaf Karras aus Seeburg versucht sein Glück in Falkensee.